Lob des Tors
  • Plakatausstellung
  • mit Thea Kleinhempel
  • Januar 2023 – Februar 2023

Lob des Tors ist ein Text, der auf großen Aufstellern plakatiert im öffentlichen Raum erscheint. Die Aufsteller stehen auf dem Steintor, einem zentralen Platz in Halle an der Saale. Der Text spricht die Leser*innen direkt an und versucht sie anzuregen, den Platz zu beobachten in einer Weise, wie es Georges Perec in seinem »Versuch, einen Platz in Paris zu beschreiben» gemacht hat: das Bedeutunglose sehen, wenn nichts zu sehen ist »(…) außer Zeit, Menschen, Autos und Wolken.« Der Text ist auf vier Aufsteller verteilt, so müssen sich die Leser*innen quer über den Platz bewegen, um den vollständigen Text zu lesen. Gleichzeitig ist er aber auch so konzipiert, dass es möglich ist, im vorbeigehen nur ein Teilstück zu lesen.

Gleichzeitig sind auf anderen Aufstellern zwei Grafiken von Thea Kleinhempel zu sehen, zu denen der Text über den Umweg des Malers Giotto bezug nimmt.

Auf 4 Aufstellern gliedert sich der Text in ein A-Z.

Fassaden
Auszug aus dem etymologischen Wörterbuch:
Fassade f. ‘Vorderseite, ansehnlichste Seite eines Gebäudes, äußeres (trügerisches) Erscheinungsbild’. Der Bauterminus ital. facciata ‘Vorderseite’, eigentlich ‘Gesichtsseite’, abgeleitet von ital. faccia ‚Gesicht’

Auszug aus »Lob des Tors«
Mio Mnemotop
  • Jahr: 2021
  • Technik: Risografie
  • Größe: 9×13
  • Auflage: 50

Das Textheft Mio Mnemotop ist eine Sammlung von
Kurztexten, die den Untertitel »Textspitzen, Gedankenklüfte, Anhäufungen« tragen. Die Texte sind das Resultat des Einsammelns von Gedanken. Bruchstücke aus den Lücken eines mit Lohnarbeit vollgepackten Alltags. Aufgeschnappte Wortfetzen. Notizen von Bibliotheksaufenthalten nach Feierabend. In einer Ausstellung präsentiere ich das Textheft in Kombination mit einer Fotoserie, die Abraumhalden zeigt. Diese fotografiere ich seit mehreren Jahren im Vorbeifahren.
Der Haufen als Prinzip.

Untergangsmenü
Mit dem Winter kommen die langen Briefe
über Schnupfen, Husten, Migräne.
Und die Kollapsologen essen:
ein Käsebrot am Morgen.
In der Mittagspause Fleischbällchen mit Soß.
Am Abend dann ein kühles Bier und
etwas Leichtes, z.B. Erdnüsse
(ungesalzen natürlich).

Auszug aus »Mio Mnemotop«
Fledermäuse fangen
Das ganze Gedächtnis der Welt
  • Diplom
    Juli 2019
    BLECH Raum für Kunst Halle
    180 Hefte
    Regal 2000x1800cm

Der Titel dieser Arbeit ist die deutsche Übersetzung von „Toute la mémoire du monde“, dem Kurzfilm von Alain Resnais über die Nationalbibliothek in Paris. Das Thema des Archivs, der Versuch des Menschen, Wissen zu sortieren, zu bewahren, zieht sich durch meine künstlerische Arbeit.

Meine Diplomarbeit befasst sich in einer losen Art und Weise mit dieser Thematik. Ich finde im Schreiben eine Möglichkeit, Gelesenes, Gefundenes, Beobachtetes, Erfundendes zu kombinieren und zu einem geschlossenen Kosmos in der Erzählung »Tage die sich in Jahre fügen« zusammen zu bringen. Die zwei Protagonisten der Erzählung beobachten die Welt um sich herum, versuchen sie in eine für sie schlüssige Ordnung zu bringen – sie einzuordnen. Diese Sortierung der Wahrnehmung, die jeder Mensch vollzieht, beruht auf eigenen Erfahrungen, Stimmungen, Phantasien. Sie verortet die Protagonisten in ihrem Leben oder hilft ihnen, sich diesem zu entziehen. Aus dem wahrgenommenen alltäglichen Weltgeschehen entsteht wieder eine neue Welt, die sich als ein Gerüst zwischen verschiedenen Koordinatensystemen aufspannt.

Die Installation die zu dem Text entstanden ist, ist ein Hybrid zwischen Setzkasten und Bibliotheksregal.

Seine Wahrnehmung des Momentes hatte zu einer Art Vakuum geführt, welches ihn dazu gebracht hatte die Situatione überscharf zu beobachten. Die gefühlte Zeitschleife war vielleicht die Auflösung des Moments als Abfolge, die sich zufällig im Weltgeschehen an diesen beiden Orten ereignet hatte und die durch eine besondere Kombination aus Weltversatzstücken eingetreten war. Vielleicht war jedoch auch bloß er selbst das verknüpfende Element. Gab es keine tieferen Zusammenhänge als seine zufälligen Beobachtungen und sein Erinnern?

Auszug aus der Erzählung »Tage die sich in Jahre fügen«