- Ausstellungsprojekt
- Februar 2021- 25. April 2021
BLECH Halle - in Zusammenarbeit mit
- Christina Brinkmann, Simon Baumgart und
- Malte Wandel
Das erste Ausstellungskapitel »Die Bewegung Schreibender Arbeiter« widmet sich der Geschichte eines der größten Hallenser Industriebetriebe, dem Waggonbau Ammendorf. Ab 1960 leitete die Schriftstellerin Christa Wolf gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Gerhard Wolf, im Waggonbau einen Zirkel Schreibender Arbeiter. Ein Jahr zuvor war auf einer Autor*innenkonferenz in Bitterfeld eine engere Verknüpfung zwischen Werktätigen und Künstler*innen in der DDR beschlossen worden.
Der sogenannte »Bitterfelder Weg« sollte die Arbeiter*innen ermutigen, selbst kulturell tätig zu werden und führte zahlreiche professionelle Schriftsteller*innen in die Betriebe. Anhand der im Ammendorfer Zirkel Schreibender Arbeiter ab den sechziger Jahren entstandenen Literatur und weiterer Quellen werden gesellschaftliche Deutungen von Arbeit und Kultur aufgerufen. Arbeitsideale der DDR werden ebenso thematisiert wie historische Prozesse kultureller Auseinandersetzung mit der eigenen Lebens- und Arbeitswelt. Der Industriebetrieb wurde in der DDR ideell zum sozialen Zentrum und Mittelpunkt kultureller Bildung. Die Trennung zwischen Arbeit, Kultur und Leben, sowie die Entfremdung zwischen Arbeiter*innen, Künstler*innen und Gesellschaft sollte überwunden werden.
Kapitel 2
»Einheit, Arbeit, Wachsamkeit«
19.03.2021 bis 25.04.2021
Auch in der DDR herrschte ab den siebziger Jahren ein Arbeitskräftemangel, vor allem in jenen Branchen, in denen immer weniger Ostdeutsche selbst arbeiten wollten. Daher warb die DDR ab 1975 Arbeiter*innen außerhalb Europas an. Das zweite Ausstellungskapitel »Einheit, Arbeit, Wachsamkeit« wirft mehr als 30 Jahre nach dem Ende der DDR ein Schlaglicht auf das Leben ehemaliger Vertragsarbeiter*innen aus Mosambik.
Es zeichnet die Geschichte der Völkerfreundschaft zwischen der DDR und der ehemaligen Volksrepublik Mosambik nach und stellt die Frage, was davon heute noch übrig geblieben ist. Im Verlauf der achtziger Jahre wurden Vertragsarbeiter*innen aus der jungen sozialistischen Volksrepublik Mosambik angeworben. Auch im VEB Waggonbau Ammendorf waren bis 1991 über 600 mosambikanische Vertragsarbeiter*innen tätig. Der Blick auf ihre Lebenswirklichkeiten wirft Fragen über Ideal und Realität der proklamierten internationalen Solidarität auf: Angeworben mit einem Ausbildungsversprechen sollten sie vor allem kostengünstige Arbeitskräfte sein. Mit zeitlicher Befristung und ohne staatliche Integrationsabsicht wurden die Vertragsarbeiter*innen meist getrennt vom Rest der Bevölkerung in Wohnheimen untergebracht; sie waren schon vor den Pogromen der neunziger Jahre Diskriminierungen und Angriffen ausgesetzt.