- Jahr:2018
- Technik: gelaserter Spiegel, Metallkonstruktion
- Teil der Gruppenausstellung »Text3«
- sowie Spinnerrei Rundgang September, 2018
Die Arbeit von Paula Schneider beschäftigt sich mit dem inneren Monolog, einer Erzähltechnik der Literatur. Beim inneren Monolog verschwindet der Erzähler und als Außenstehender erfährt man die Gedanken, die eine Figur zu sich selbst spricht.
Text: Jule Reuter
Paula Schneider verbindet den Moment der Nähe, den man zu der Figur entwickeln kann (im konkreten Fall zu Fräulein Else von Arthur Schnitzler) mit der Nähe zu sich selbst, indem sie die BesucherIn zwischen einen Spiegel und einen gegenüberhängenden, in Spiegelschrift geschriebenen Text führt. In diesem Zwischenraum überlagern sich literarische Textfragmente mit dem eigenen Spiegelbild und Gedankenstrom.
- Jahr: 2017/18
- Technik: Zettelkasten
- Auflage: Unikat
Konglomerat –
lat. conglomerare
›zusammenballen‹
Das Künstlerbuch »Konglomerat« ist eine Auseinandersetzung mit
Zettelkästen. Bei Schriftsteller*innen und Philosoph*innen
die Gedächtnisse/ Denkmaschinen in vordigitalen Zeiten
Alltägliches, Weltfernes,
Gedichte, Fotos, Beobachtungen.
Verzetteln. Die Traumkiste füllen.
Kein vorne – kein hinten.
Finden ohne Suchen.
Ankündigungen ohne Endungen.
Archiv ohne Kopf.
- Jahr: 2017/18
- Technik: Leporello, Digitaldruck
- Auflage: 4
Was erzählt der Stein? Ich befrage ihn, umkreise ihn fotografisch. Das Format und die Länge des Leporellos wird bestimmt durch die Größe des abgebildeten Steins, der einen Umfang von 6 Metern hat.
Da liegst du vor mir in deiner Endmoräne /
verschweige du mir mein Findling /
Zeiten /
gar Jahrhunderte.
Ein großes Geschiebe /
erratischer Block.
Zeuge der von Eiszeiten schweigt.
- Jahr: 2018
- Technik: Siebdruck
- Auflage: 6
Ein assoziativer Gedankenraum zum Thema Menschen retten. Die Fotografie, die ich am Flughafen gemacht habe, sieht fast aus wie ein Leuchtturm. Wo ist die Grenze, bei der das Licht eines Scheinwerfers zur Rettung wird oder zur Gefahr? Ich entwickele einen Fragenkatalog zum Thema »Menschen retten«, den ich an Freund*innen und Bekannte schicke. Verpflichtet retten? Wie kann man Nichtretten rechtfertigen? Wie lange hält Rettung an? Die Antworten finden sich im Buchobjekt auf einem (Rettungs)Kissen. In der Bibliothek finde ich ein Buch, das heißt:
Allgemeines Rettungsbuch –
Herausgegeben von dem Verfasser Johann Heinrich Moritz von Poppe. Hannover, 1805
oder Anleitung vielerley Lebensgefahren,
welchen den Menschen zu Lande und
zu Wasser ausgesetzt sind,
vorzubeugen und sie aus diesen unausweichlichen
zu retten. Eine gekrönte Preisschrift
mit sehr vielen Zusätzen und Verbesserungen.
Eine Auswahl aus dem Register taucht als Hefter im Buchraum auf, zur Erweiterung des Gedankenraumes.
- Jahr: 2018
- Technik: Kompaktkassette, Handoffset
- Auflage: 30
Buchedition zur Ausstellung »Jahrestag«
- Eine Höraustellung am Flughafen Halle/Leipzig
- in Zusammenarbeit mit Lea Rohde und Philippa Jochim
- Als Schauspielerin: Clara Minckwitz
- am 31. März 2019
In einem leer stehenden Ladenlokal in einer Passage des Flughafens Halle/Leipzig findet von Februar bis Mai eine Ausstellungsreihe statt. In der gemeinsam mit Philippa Jochim und Lea Rohde konzipierten Ausstellung versuchen wir, die Architektur der anderen Geschäfte in der Passage aufzunehmen. Reisebüros, in denen Personen unter Leuchtschildern auf weißen Stühlen auf ihre Kunden warten. Die Reise, die wir anbieten, ist eine zum Hören. Die Passanten und Gäste in der Passage treten zum Schalter und bekommen dort Kopfhörer und Audioplayer ausgehändigt, mit denen sie sich frei im Flughafengebäude bewegen können. Drei Hörstücke behandeln verschiedene Aspekte des Flughafens. Mein Hörstück heißt: „Sehen und Hören am Flughafen Halle/Leipzig, – vermischte Stunden.“
Eine Woche lang bin ich jeden Tag am Flughafen gewesen, zu verschieden Uhrzeiten. Habe das Geschehen dort schriftlich dokumentiert. Wie klingen die Rollkoffer auf den Steinplatten? Kreischende Kinder auf den Laufbändern? Später wird der Text eingesprochen. Der/Die Besucher*in sieht Rollkoffer, während er beschrieben bekommt, wie sie klingen. Es entsteht eine seltsame Raumverschiebung.
- Ausstellung in der Burg 2 Galerie Halle/Saale
- Juni 2017,
- gemeinsam mit Catherine Sanke
Der Ausgangspunkt der Arbeit für die Ausstellung in der Burg2 Galerie war der Fund der Betriebsakten der ehemaligen VEB Gebäudetechnik Halle, im Frühjahr 2016. Angehäuft in einer ehemalige Großküche den Raum füllend bis unter die Decke. Aktenordner, Bauzeichnungen, Zahlenreihen auf Rollen, lose Papierstücke, Quittungen, ─ ein Konvolut aus Papier der Betriebsbürokratie. Es befinden sich unter dem Material auch zwei Archivkisten mit Fotos von Arbeits-, Maschinen-, Alltags- und Festivitätsdokumentationen des Betriebes.
Gemeinsam treffen Catherine und ich eine Auswahl von Bildern, zu denen ich eine neue Erzählung schreibe. Eingelesen vom Sprechwissenschaftler Sascha Blumtritt ist es dem Besucher der Ausstellung möglich, die Bilder in Kombination mit der über Walkmans gehörten Erzählung zu betrachten.
- Jahr: 2021
- Technik: Risografie
- Größe: 9×13
- Auflage: 50
Das Textheft Mio Mnemotop ist eine Sammlung von
Kurztexten, die den Untertitel »Textspitzen, Gedankenklüfte, Anhäufungen« tragen. Die Texte sind das Resultat des Einsammelns von Gedanken. Bruchstücke aus den Lücken eines mit Lohnarbeit vollgepackten Alltags. Aufgeschnappte Wortfetzen. Notizen von Bibliotheksaufenthalten nach Feierabend. In einer Ausstellung präsentiere ich das Textheft in Kombination mit einer Fotoserie, die Abraumhalden zeigt. Diese fotografiere ich seit mehreren Jahren im Vorbeifahren.
Der Haufen als Prinzip.
Untergangsmenü
Auszug aus »Mio Mnemotop«
Mit dem Winter kommen die langen Briefe
über Schnupfen, Husten, Migräne.
Und die Kollapsologen essen:
ein Käsebrot am Morgen.
In der Mittagspause Fleischbällchen mit Soß.
Am Abend dann ein kühles Bier und
etwas Leichtes, z.B. Erdnüsse
(ungesalzen natürlich).
- Ausstellungsprojekt
- Februar 2021- 25. April 2021
BLECH Halle - in Zusammenarbeit mit
- Christina Brinkmann, Simon Baumgart und
- Malte Wandel
Das erste Ausstellungskapitel »Die Bewegung Schreibender Arbeiter« widmet sich der Geschichte eines der größten Hallenser Industriebetriebe, dem Waggonbau Ammendorf. Ab 1960 leitete die Schriftstellerin Christa Wolf gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Gerhard Wolf, im Waggonbau einen Zirkel Schreibender Arbeiter. Ein Jahr zuvor war auf einer Autor*innenkonferenz in Bitterfeld eine engere Verknüpfung zwischen Werktätigen und Künstler*innen in der DDR beschlossen worden.
Der sogenannte »Bitterfelder Weg« sollte die Arbeiter*innen ermutigen, selbst kulturell tätig zu werden und führte zahlreiche professionelle Schriftsteller*innen in die Betriebe. Anhand der im Ammendorfer Zirkel Schreibender Arbeiter ab den sechziger Jahren entstandenen Literatur und weiterer Quellen werden gesellschaftliche Deutungen von Arbeit und Kultur aufgerufen. Arbeitsideale der DDR werden ebenso thematisiert wie historische Prozesse kultureller Auseinandersetzung mit der eigenen Lebens- und Arbeitswelt. Der Industriebetrieb wurde in der DDR ideell zum sozialen Zentrum und Mittelpunkt kultureller Bildung. Die Trennung zwischen Arbeit, Kultur und Leben, sowie die Entfremdung zwischen Arbeiter*innen, Künstler*innen und Gesellschaft sollte überwunden werden.
Kapitel 2
»Einheit, Arbeit, Wachsamkeit«
19.03.2021 bis 25.04.2021
Auch in der DDR herrschte ab den siebziger Jahren ein Arbeitskräftemangel, vor allem in jenen Branchen, in denen immer weniger Ostdeutsche selbst arbeiten wollten. Daher warb die DDR ab 1975 Arbeiter*innen außerhalb Europas an. Das zweite Ausstellungskapitel »Einheit, Arbeit, Wachsamkeit« wirft mehr als 30 Jahre nach dem Ende der DDR ein Schlaglicht auf das Leben ehemaliger Vertragsarbeiter*innen aus Mosambik.
Es zeichnet die Geschichte der Völkerfreundschaft zwischen der DDR und der ehemaligen Volksrepublik Mosambik nach und stellt die Frage, was davon heute noch übrig geblieben ist. Im Verlauf der achtziger Jahre wurden Vertragsarbeiter*innen aus der jungen sozialistischen Volksrepublik Mosambik angeworben. Auch im VEB Waggonbau Ammendorf waren bis 1991 über 600 mosambikanische Vertragsarbeiter*innen tätig. Der Blick auf ihre Lebenswirklichkeiten wirft Fragen über Ideal und Realität der proklamierten internationalen Solidarität auf: Angeworben mit einem Ausbildungsversprechen sollten sie vor allem kostengünstige Arbeitskräfte sein. Mit zeitlicher Befristung und ohne staatliche Integrationsabsicht wurden die Vertragsarbeiter*innen meist getrennt vom Rest der Bevölkerung in Wohnheimen untergebracht; sie waren schon vor den Pogromen der neunziger Jahre Diskriminierungen und Angriffen ausgesetzt.
- Jahr: 2015
- Technik: Monotypien, Handsatz, Digitaldruck
- Auflage: 6
In einem alten Silberbergwerk in der Nähe von Freiburg, lagert die deutsche Bundesrepublik seit den 70er auf Mikrofilm kopiertes „Kulturgut“ ein, zum Schutze vor einer Atomkatastrophe. Konserviert in modifizierten Bierfässern für 500 bis 1000 Jahre. Mich beschäftigt die Frage welches Bild ein solches Konglomerat an Informationen für nachfolgende Generationen generieren. Ich habe Kontakt mit dem Katastrophenschutz der mir Bildmaterial aus dem Stollen zu Verfügung stellt. Mit diesen Fotografien entstehen Imitationen von Mikrofilmstreifen. Der Betrachter kann sie auf spezielle Textstücke legen um Bild-, und Textinformationen zu verknüpfen.
was sie schreiben.
- Jahr: 2024
- Technik: Schachtel mit 9 Dias (Karton)
- Größe: 5,5 x 5,5 x 2 cm
- Auflage: 10
Sie schreiben: einen Roman und einen Essay, Gedichte, eine Beschwerde, Haushaltsbuch, ein Examen, Liebesbriefe, Tagebuch und eine Kritik. Und dann lesen sie Korrektur. Wahrscheinlich schrieben sie etwas anderes. Aber es wäre so schön!
- Jahr: 2015
- Technik: Emailliertes Stahlblech
- Auflage: Unikat
Dieses Buch ist zu dem Text »Liegend/Im Fall« von Uwe Warnke entstanden. Er handelt von einem Menschen, der Radio hört und versucht, das gehörte Musikstück einzuordnen. Der Text ist ein aus 49 Nebensätzen bestehender Fließtext. Durch die Umsetzung in emailliertem Stahlblech entsteht eine akustische Ebene beim Betrachten des Buchobjektes.
Die Arbeit befindet sich in der Sammlung des KOLUMBA Museums in Köln
- Plakatausstellung
- mit Thea Kleinhempel
- Januar 2023 – Februar 2023
Lob des Tors ist ein Text, der auf großen Aufstellern plakatiert im öffentlichen Raum erscheint. Die Aufsteller stehen auf dem Steintor, einem zentralen Platz in Halle an der Saale. Der Text spricht die Leser*innen direkt an und versucht sie anzuregen, den Platz zu beobachten in einer Weise, wie es Georges Perec in seinem »Versuch, einen Platz in Paris zu beschreiben» gemacht hat: das Bedeutunglose sehen, wenn nichts zu sehen ist »(…) außer Zeit, Menschen, Autos und Wolken.« Der Text ist auf vier Aufsteller verteilt, so müssen sich die Leser*innen quer über den Platz bewegen, um den vollständigen Text zu lesen. Gleichzeitig ist er aber auch so konzipiert, dass es möglich ist, im vorbeigehen nur ein Teilstück zu lesen.
Gleichzeitig sind auf anderen Aufstellern zwei Grafiken von Thea Kleinhempel zu sehen, zu denen der Text über den Umweg des Malers Giotto bezug nimmt.Auf 4 Aufstellern gliedert sich der Text in ein A-Z.
Fassaden
Auszug aus »Lob des Tors«
Auszug aus dem etymologischen Wörterbuch:
Fassade f. ‘Vorderseite, ansehnlichste Seite eines Gebäudes, äußeres (trügerisches) Erscheinungsbild’. Der Bauterminus ital. facciata ‘Vorderseite’, eigentlich ‘Gesichtsseite’, abgeleitet von ital. faccia ‚Gesicht’
- Text veröffentlicht in: Das narrativistische Literaturmagazin
- Ausgabe 34
- 2022
- Jahr: 2017
- Technik: Handoffset, Digitaldruck, Aquarellzeichnungen
- Auflage: 6
Ich stelle eine Rechnung auf: Wieviele Minuten vom Tag sehe ich nichts durch die Summe des Reflex meiner Augen, dem Blinzeln im Dunkeln verbringe. Die mich erstaunende Antwort lautet eine Stunde. Das Künstlerbuch »Blinzeln« beschäftigt sich mit dieser Situation. Die Form des Buches referiert direkt auf das Blinzeln selber. Die Textebene ist ein von mir verfasstes Gedicht.
Ein Augenblick/
verschlägt meine Sicht/
was ist dieser?/
Die Interpunktion/
der in meinen Kopf dringenden Bilder?
schwarze Millisekunden/
als sichtlose Stunde/
in meinem Wachsein.
Dieses Nichtsehen/
sehe ich nicht.
- Jahr: 2019
- Technik: Siebdruck
- Auflage: 15 Exemplare
Anfang Januar. Ich bin so müde und die Stimmung ein wenig gedrückt. Alles ist immer zu grau. Es kommt mir der Gedanke, wie seltsam es ist, dass der moderne Mensch noch immer so enorm abhängig von dieser großen leuchtenden Kugel am Himmel ist. Es entsteht ein Kalender: 365 Tage Sonne. Die vorne auf den perforierten Marken gedruckten Sonnen unterscheiden sich alle untereinander. Auf der Rückseite die Zahlen von eins bis 365. So kann jeden Tag entschieden werden, ein Sonnenjahr zu beginnen. Die Sonnen werden verschenkt, als Lesezeichen in Büchern benutzt, zwischen den Seiten von Bibliotheksbüchern »vergessen«.
- Ausstellungsprojekt
Juni 2020
BLECH Raum für Kunst Halle
in Zusammenarbeit mit Thea Kleinhempel und Jakob Schreiter
Die Frage: »Kannst du uns etwas über deine Arbeit erzählen?« ist wohl der meist verwendete Einstieg in ein Künstler*innengespräch. Eine voraussetzungslose Aufforderung, die künstlerische Arbeit – das Kunstwerk, zu erklären. Die Ausstellung working title betrachtet diese Aufforderung nur als vermeintlich voraussetzungslos: Lässt doch der Blick auf das künstlerische Produkt die Verhältnisse und Strukturen, unter denen künstlerische Arbeit stattfindet, sowie die Auseinandersetzungen, die mit dem künstlerischen Arbeitsprozess einhergehen außen vor. Ausgehend von diesen Überlegungen präsentiert working title Kommentare und Dokumentationen, welche ihr Blickfeld besonders auf künstlerische Produktion und Arbeitsbedingungen verlagern. Der Hintergrund wird zum Gegenstand. Die teilnehmenden KünstlerInnen verschiedener Disziplinen zeigen ihre Strategien im Umgang mit den Rahmenbedingungen, in denen ihre künstlerische Arbeit stattfindet. All diese Versuche werden an die Scheiben des Ausstellungsortes BLECH projiziert und jede Woche neu kombiniert. Die Betrachtung dieses Hintergrundes, die individuellen künstlerischen Arbeitsbedingungen, Strategien und Gegebenheiten – soll bestenfalls zeitgemäße Erkenntnisse über die Möglichkeiten von Kunst sowie das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft fördern.
beteilligte Künstler*innen:
Klara Binnewitt (DE)
Abhishek Chaudhary (IND)
Andrew Hauner (US)
Isabelle Hucht (DE)
Katarina Hudacinova (SK)
Juliane Maria Hoffmann (DE)
Peter Kolarcik (SK)
Pommelien Koolen (BEL)
Ros Lawless (UK)
Minami Nishinaga (JP)
Nicola Novello (IT)
Vojtech Novak (CZ)
Barbora Müllerova und Pavel Kuja (CZ)
Yasutomo Ota (JP)
Carsten Tabel (DE)
- Eine Höraustellung am Flughafen Halle/Leipzig
- in Zusammenarbeit mit Lea Rohde und Philippa Jochim
- Als Schauspielerin: Clara Minckwitz
- am 31. März 2019
In einem leer stehenden Ladenlokal in einer Passage des Flughafens Halle/Leipzig findet von Februar bis Mai eine Ausstellungsreihe statt. In der gemeinsam mit Philippa Jochim und Lea Rohde konzipierten Ausstellung versuchen wir, die Architektur der anderen Geschäfte in der Passage aufzunehmen. Reisebüros, in denen Personen unter Leuchtschildern auf weißen Stühlen auf ihre Kunden warten. Die Reise, die wir anbieten, ist eine zum Hören. Die Passanten und Gäste in der Passage treten zum Schalter und bekommen dort Kopfhörer und Audioplayer ausgehändigt, mit denen sie sich frei im Flughafengebäude bewegen können. Drei Hörstücke behandeln verschiedene Aspekte des Flughafens. Mein Hörstück heißt: „Sehen und Hören am Flughafen Halle/Leipzig, – vermischte Stunden.“
Eine Woche lang bin ich jeden Tag am Flughafen gewesen, zu verschieden Uhrzeiten. Habe das Geschehen dort schriftlich dokumentiert. Wie klingen die Rollkoffer auf den Steinplatten? Kreischende Kinder auf den Laufbändern? Später wird der Text eingesprochen. Der/Die Besucher*in sieht Rollkoffer, während er beschrieben bekommt, wie sie klingen. Es entsteht eine seltsame Raumverschiebung.
Der Titel dieser Arbeit ist die deutsche Übersetzung von „Toute la mémoire du monde“, dem Kurzfilm von Alain Resnais über die Nationalbibliothek in Paris. Das Thema des Archivs, der Versuch des Menschen, Wissen zu sortieren, zu bewahren, zieht sich durch meine künstlerische Arbeit.
Meine Diplomarbeit befasst sich in einer losen Art und Weise mit dieser Thematik. Ich finde im Schreiben eine Möglichkeit, Gelesenes, Gefundenes, Beobachtetes, Erfundendes zu kombinieren und zu einem geschlossenen Kosmos in der Erzählung »Tage die sich in Jahre fügen« zusammen zu bringen. Die zwei Protagonisten der Erzählung beobachten die Welt um sich herum, versuchen sie in eine für sie schlüssige Ordnung zu bringen – sie einzuordnen. Diese Sortierung der Wahrnehmung, die jeder Mensch vollzieht, beruht auf eigenen Erfahrungen, Stimmungen, Phantasien. Sie verortet die Protagonisten in ihrem Leben oder hilft ihnen, sich diesem zu entziehen. Aus dem wahrgenommenen alltäglichen Weltgeschehen entsteht wieder eine neue Welt, die sich als ein Gerüst zwischen verschiedenen Koordinatensystemen aufspannt.
Die Installation die zu dem Text entstanden ist, ist ein Hybrid zwischen Setzkasten und Bibliotheksregal.
Seine Wahrnehmung des Momentes hatte zu einer Art Vakuum geführt, welches ihn dazu gebracht hatte die Situatione überscharf zu beobachten. Die gefühlte Zeitschleife war vielleicht die Auflösung des Moments als Abfolge, die sich zufällig im Weltgeschehen an diesen beiden Orten ereignet hatte und die durch eine besondere Kombination aus Weltversatzstücken eingetreten war. Vielleicht war jedoch auch bloß er selbst das verknüpfende Element. Gab es keine tieferen Zusammenhänge als seine zufälligen Beobachtungen und sein Erinnern?
Auszug aus der Erzählung »Tage die sich in Jahre fügen«
- Jahr:2015
- Technik:Siebdruck
- Auflage: 3
Verschwimmendes Grün das Bahn- und Autofahrten säumt. Gebüsch das flirrend grüne Wände aufbaut. Durch die Bindung ist eine Blätterung in beide Richtungen möglich. So fühlt es sich an als würde man immer tiefer in das Dickicht hinein gehen. Sucht man etwas im grünen Schlund? Wo ist der Ausgang? Ist das Dickicht der Ausdruck eines Gemütszustandes?
- Jahr: 2015
- Technik: Digitaldruck
- Auflage: 12
He sieh die Welt doch mal mit meinen Augen!
Hier ich leihe sie dir.
Fotomontage von meinen Augen in Portraits.
- Jahr:2018
- Technik: gelaserter Spiegel, Metallkonstruktion
- Teil der Gruppenausstellung »Text3«
- sowie Spinnerrei Rundgang September, 2018
Die Arbeit von Paula Schneider beschäftigt sich mit dem inneren Monolog, einer Erzähltechnik der Literatur. Beim inneren Monolog verschwindet der Erzähler und als Außenstehender erfährt man die Gedanken, die eine Figur zu sich selbst spricht.
Text: Jule Reuter
Paula Schneider verbindet den Moment der Nähe, den man zu der Figur entwickeln kann (im konkreten Fall zu Fräulein Else von Arthur Schnitzler) mit der Nähe zu sich selbst, indem sie die BesucherIn zwischen einen Spiegel und einen gegenüberhängenden, in Spiegelschrift geschriebenen Text führt. In diesem Zwischenraum überlagern sich literarische Textfragmente mit dem eigenen Spiegelbild und Gedankenstrom.
- Jahr: 2018
- Technik: Siebdruck
- Auflage: 6
Ein assoziativer Gedankenraum zum Thema Menschen retten. Die Fotografie, die ich am Flughafen gemacht habe, sieht fast aus wie ein Leuchtturm. Wo ist die Grenze, bei der das Licht eines Scheinwerfers zur Rettung wird oder zur Gefahr? Ich entwickele einen Fragenkatalog zum Thema »Menschen retten«, den ich an Freund*innen und Bekannte schicke. Verpflichtet retten? Wie kann man Nichtretten rechtfertigen? Wie lange hält Rettung an? Die Antworten finden sich im Buchobjekt auf einem (Rettungs)Kissen. In der Bibliothek finde ich ein Buch, das heißt:
Allgemeines Rettungsbuch –
Herausgegeben von dem Verfasser Johann Heinrich Moritz von Poppe. Hannover, 1805
oder Anleitung vielerley Lebensgefahren,
welchen den Menschen zu Lande und
zu Wasser ausgesetzt sind,
vorzubeugen und sie aus diesen unausweichlichen
zu retten. Eine gekrönte Preisschrift
mit sehr vielen Zusätzen und Verbesserungen.
Eine Auswahl aus dem Register taucht als Hefter im Buchraum auf, zur Erweiterung des Gedankenraumes.
- Jahr: 2018
- Technik: Kompaktkassette, Handoffset
- Auflage: 30
Buchedition zur Ausstellung »Jahrestag«
- Text veröffentlicht in: Das narrativistische Literaturmagazin
- Ausgabe 34
- 2022
- Jahr: 2015
- Technik: Monotypien, Handsatz, Digitaldruck
- Auflage: 6
In einem alten Silberbergwerk in der Nähe von Freiburg, lagert die deutsche Bundesrepublik seit den 70er auf Mikrofilm kopiertes „Kulturgut“ ein, zum Schutze vor einer Atomkatastrophe. Konserviert in modifizierten Bierfässern für 500 bis 1000 Jahre. Mich beschäftigt die Frage welches Bild ein solches Konglomerat an Informationen für nachfolgende Generationen generieren. Ich habe Kontakt mit dem Katastrophenschutz der mir Bildmaterial aus dem Stollen zu Verfügung stellt. Mit diesen Fotografien entstehen Imitationen von Mikrofilmstreifen. Der Betrachter kann sie auf spezielle Textstücke legen um Bild-, und Textinformationen zu verknüpfen.